"Endlich! Der Berliner Senat hat sich vor Tagen aufgerafft, über eine fürs Kunstklima der Hauptstadt geradezu toxische Angelegenheit zu reden, zu streiten, nach einer Lösung zu suchen. Und dabei mit einer nicht gespaltenen Zunge zu sprechen.
Der Zankapfel einer privaten Kunsthalle Tempelhof – es handelt sich um die Hangars 2/3 des einstigen, von der landeseigenen Tempelhof GmbH bewirtschafteten Flughafens – ist nun angeblich keiner mehr. Wäre auch längst keiner mehr gewesen, hätte sich der bis Ende Mai dort agierende Nutzer, die private Bonner Stiftung für Kunst und Kultur unter dem alerten Manager Walter Smerling, tatsächlich samt ihrer Blockbuster-Kunstschau-Pläne gänzlich aus dem Staub gemacht, wie angekündigt.
Die Kunst- und Kulturszene, gestärkt vom Berliner Berufsverband Bildender Künstler (BBK) und motiviert vom Transformationsbündnis Tempelhof, das dem Senat einen so klaren wie fairen Nutzungsplan vorgelegt hatte, feierte den Abgang des Bonner Privatvereins am 30. Mai mit einer bunten, kreativen, demonstrativen Aktion vor den Hangars 2/3. Die hatte Smerling 2021 gemietet, nachdem der damals Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) ihm, dem Parteifreund, das in Gutsherrenmanier angeboten hatte. Jedoch ohne sich mit der Kulturverwaltung oder gar der Künstlerschaft zu beraten. Es folgten: Proteste, Boykottaufrufe, Eingaben.
Empörte kritisierten Smerlings „Kunsthalle Berlin“ als dreiste Anmaßung und als „zynisches, neoliberales Vehikel“, das sich durch seinen Namen als öffentliches Haus verkleidet habe, um mit den Hangars einen der größten und repräsentativsten landeseigenen Räume in privatem Interesse zu besetzen. Das Fass zum Überlaufen gebracht hatte die Mauschelei, durch welche Smerlings Verein seit 2021 monatelang Günstling des Landes Berlin war: Die Tempelhof GmbH überließ den Bonnern die Hallen zu den Betriebskosten, 100.000 Euro pro Monat. Klammheimlich wurde die Summe zur Hälfte vom Senat für Stadtentwicklung übernommen. Erst als das ruchbar wurde, übernahm der Bonner Privatverein auch diesen Anteil.
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